Ernst-Abbe-Bücherei
Eine Einrichtung von JenaKultur.
Engelplatz 2
07743 Jena
eab@jena.de
Postadresse:
Neugasse 32
07743 Jena
Leiterin
Katja Müller
Werkleitung
Friedrun Vollmer
Carsten Müller
Jana Gründig
Wir sind für Sie da:
Hauptbibliothek Stadtmitte
Dienstag bis Freitag:
10 bis 19 Uhr
Samstag:
10 bis 17 Uhr
Tel. +49 3641 49-8160
Stadtteilbibliothek Lobeda
Dienstag:
10 bis 12 Uhr und
13 bis 18 Uhr
Mittwoch bis Freitag:
13 bis 18 Uhr
Tel. +49 3641 49-8181
Hier stellen wir Ihnen die Ernst-Abbe-Bücherei im Laufe der Zeit vor. Literatur rund um die Bibliothek und das alte Volkshaus finden Sie im Bereich Territorialkunde.
Es waren Jenaer Honoratioren – unter ihnen Ernst Abbe, Eduard Rosenthal und Hermann Zeiss, die Ende 1895 den Entschluss zur Einrichtung einer Öffentlichen Lesehalle zu Jena fassten.
Nach der Eröffnung ein Jahr später avancierte diese binnen kurzer Zeit zu einer Modelleinrichtung des deutschen Bibliothekswesens. Als Träger konstituierte sich der Lesehallenverein ebenfalls 1896. Die Finanzierung übernahm die Zeiss-Stiftung.
Eine Unterstützung durch die Stadtverwaltung blieb anfangs aus politischen Gründen aus. Erst nach der Jahrhundertwende trug die Stadtverwaltung mit einem jährlichen finanziellen Zuschuss der Situation Rechnung, dass die Lesehalle faktisch als Stadt-bibliothek wahrgenommen wurde.
Damit auch die Arbeiter der Jenaer Betriebe das Angebot nutzen konnte, war die Lesehalle in der Woche bis 22:00 Uhr sowie am Wochenende geöffnet. Die Nachfrage stieg derart, dass nicht nur neue Räume notwendig wurden, sondern neue Literatur schneller angeschafft werden musste.
Ab 1899 half ein Katalog, den Überblick über den Gesamtbestand zu behalten. 1902 bezog die Lesehalle die neuen Räume im Volkshaus.
Der Kriegseintritt 1914 beendete einen angesichts geringer finanzieller Ausstattung und mangels bibliothekarischen Sachverstandes notwendig gewordenen Reformprozess. Zu Beginn der Weimarer Republik war die Existenz der Lesehalle gefährdet. Die Kosten waren zu hoch, Bestand und Konzept nicht mehr zeitgemäß.
Erst zum Ende der 1920er Jahre kam eine Konsolidierung in Gang. Die Machtergreifung 1933 führte zu einer tiefgreifenden Politisierung des Volksbibliothekswesens. In der nationalsozialistischen Ideologie galten die Einrichtungen als unerlässlich für die geistige Erziehung der propagierten Volksgemeinschaft.
Arisierung, Gleichschaltung und Säuberung erreichten auch die Bibliotheken. Zu diesem Zweck wurde die Landesfachstelle für volkstümliches Büchereiwesen in Gera von einer rein beratenden Einrichtung in ein Machtinstrument mit umfassender Entscheidungs- wie Weisungsbefugnis transformiert. Das betraf gerade die Aussortierung unliebsamer Literatur, die bis zum Kriegsende mit regelmäßig aktualisierten „schwarzen Listen“ vonstatten ging.
Im Jahresbericht von 1933 heißt es zur neuen gesellschaftlichen Rolle: „Wie von allen Bildungseinrichtungen, so erwartet der autoritäre Staat auch von unserer Lesehallen-Bücherei, dass sie die Volksgenossen zu deutschbewussten Menschen erzieht, die sich rückhaltlos, stolz und opferbereit zur deutschen Nation bekennen.“ Der Sitz der Thüringischen Landesfachstelle für volkstümliches Büchereiwesen wurde von Gera nach Jena verlegt.
Unter dem Hakenkreuz erlebte die Jenaer Lesehalle einen rasanten Wiederaufstieg, der unmittelbar mit dem ab 1936 als Direktor tätigen Joseph Witsch zusammenhing. In der Lesehalle und als Leiter der Landesfachstelle war seine Arbeit durch politischen Ausgleich bemüht.
So wurden zwar weiterhin die in den „schwarzen Listen“ aufgeführten Bücher entfernt, aber nicht vernichtet, sondern mit der Hilfe einiger Angestellter ausgelagert.
Mit dem Beginn des Jahres 1937 wurde die Lesehalle wegen baulicher und konzeptioneller Modernisierungsmaßnahmen geschlossen.
Die politische Situation hatte indes die Funktion des Lesehallenvereins als Träger der Bibliothek infrage gestellt. Seine letzte Entscheidung neben der Auflösung traf der Verein, als er dem Vorschlag folgte, die Jenaer Lesehalle unter dem Namen Ernst-Abbe-Bücherei und Lesehalle fortzuführen. Fortan trat die Zeiss-Stiftung als Trägerin der Bibliothek in Erscheinung.
Mit der Wiedereröffnung am 06. November 1937 stand der Jenaer Bevölkerung eine Bibliothek zur Verfügung, in der die Schalter einer zeitgemäßen Ausleihtheke gewichen und die Ausleihe nun endgültig gebührenpflichtig geworden war.
Anders als der Kriegsausbruch im August 1918 bedeutete der Beginn des Zweiten Weltkrieges keine Zäsur. Witsch trieb vielmehr den Ausbau seiner Bücherei unter dem Motto „Bücher sind geistige Waffen – besonders im Krieg“ voran. Unter seiner Führung als Landesfachstellenleiter wurden zudem thüringenweit neue Volksbüchereien eingerichtet. Am 31. Januar 1943 konnte Witsch endlich die lange geplante Jugendbibliothek im Volkshaus der Öffentlichkeit übergeben.
Im März 1945 wird das obere Stockwerk der Bibliothek im Volkshaus von einer Bombe getroffen und zerstört. Der Bibliotheksbetrieb wurde eingestellt.
Kurz nach der Eingliederung Thüringens in die Sowjetische Besatzungszone, erteilte die sowjetische Militärverwaltung die Erlaubnis, die Ernst-Abbe-Bücherei am 15. Juli 1945 wiederzueröffnen.
Im Rahmen der Entnazifizierung wurde eine Säuberung des Bücherbestandes veranlasst. Schließlich kam den Volksbibliotheken eine wichtige Funktion in der Umerziehung zu. Durch die Auslagerung der bis 1945 aussortierten Bücher, verfügte Direktor Witsch über einen im sowjetischen Sinn unbedenklichen Grundbestand an Literatur.
Die Wiedereröffnung der Jugendbücherei im ersten Friedenswinter bildete die Ouvertüre für wegweisende Entscheidungen, mit denen Joseph Witsch die Reputation Jenas als Vorbild des Volksbüchereiwesens wiederherstellte.
1945 wird die Jugendbücherei nach gründlicher Bestandsrevision wiedereröffnet, 1946 feierte die Einrichtung den 50. Geburtstag und erhielt eine Musikbücherei, deren Einzugsbereich binnen kurzer Zeit weit in die Region um Jena reichte.
Zudem gründete Witsch eine bis 1952 bestehende Lehranstalt für das Bibliothekswesen – mit der Ernst-Abbe-Bücherei als Modell- und Ausbildungsbibliothek. Aus Protest gegen die zunehmende erneute Politisierung der öffentlichen Bibliotheken als Erziehungsinstrument in einem sozialistischen deutschen Teilstaat übersiedelte er 1948 in die britische Besatzungszone.
Auf dem Weg zum Sozialismus im ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat kam den Büchereien in der 1949 gegründeten DDR erneut eine politisch-pädagogische Aufgabe zu. Geistige Weiterbildung der Arbeiterschaft sowie sozialistische Erziehung der Kinder und Jugendlichen hießen die Ziele. Damit ging eine staatliche Förderung der Bibliotheken einher.
Die Carl-Zeiss-Stiftung übernahm zusammen mit der Stadt die Finanzierung. So begann ab 1950 die systematische Erschließung Jenas mit Zweigstellen. Den Anfang bildeten Löbstedt und Lobeda. Dazu kamen die Bereitstellung einer Ferienbücherei im Schullandheim „Stern“ und die Funktion als Ausbildungsbibliothek für die verstaatlichten Zeiss-Werke.
1953 wurde die neu eingerichtete Kinderbücherei als hauptamtliche Bibliothek in kommunaler Trägerschaft ausgegliedert, die Ausleihgebühren abgeschafft und schwerpunktmäßig der Freihandbereich ausgebaut.
In den 1960er Jahren vertiefte sich die Zusammenarbeit zwischen Zeiss-Stiftung und dem Rat der Stadt, was die Förderung und den Ausbau des Bibliotheksnetzes in Jena anging. In der Folge wurde in Nord 1963 die erste moderne Zweigstelle der Öffentlichkeit übergeben.
Zum 80. Geburtstag der Ernst-Abbe-Bücherei bekam das Neubaugebiet Lobeda in der Platanenstraße ebenfalls eine Zweigstelle, die zusätzlich ab 1978 die Artothek beherbergte.
Ende 1982 wurde die Hauptbibliothek im Volkshaus nach der umfassenden Umgestaltung der Räume wiedereröffnet. Zuvor war die Kinderbücherei aus dem Volkshaus ausgezogen. Das Vorhaben, auch in Winzerla eine Zweigstelle einzurichten, wurde in Anbetracht der wirtschaftlichen Schieflage und des politischem Umbruchprozesses Ende 1989 nicht mehr umgesetzt.
Mit dem Beitritt der DDR zur BRD und dem Einzug der Marktwirtschaft öffnete sich der Medienmarkt und die modernen Medien wie CDs und VHS-Kassetten erweiterten das Bibliotheksangebot.
Angesichts der desolaten Finanzsituation als Folge der Währungsunion konnte aber nur ein umfangreicher Anpassungsprozess an die neuen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten die Existenz der Ernst-Abbe-Bücherei sichern. Die Bibliothek ging in kommunale Trägerschaft über.
Zudem fiel die Entscheidung, Ernst-Abbe-Bücherei und Kinderbücherei zusammenzuführen und neben dem Volkshaus nur Stadtteilbibliotheken in Jena-Nord und Lobeda-Ost zu erhalten, die drei Bibliotheksstandorte aber auch umfangreich zu sanieren. Diese Entscheidungen führten jedoch auch zu einer deutlichen Reduzierung des Personals.
Neben der verstärkten Ausrichtung an den Wünschen der Leserschaft prägte besonders die schrittweise Einführung der EDV die 1990er und 2000er Jahre.
Mit dem ersten Lesemarathon 1996 begründete die Ernst-Abbe-Bücherei eine Tradition, die seither alljährlich den Jenaer Kulturkalender für Kinder und Erwachsene bereichert. Seit 1998 unterstützt der Neue Lesehallenverein e.V. die Bücherei.
2001 fanden vorerst zum letzten Mal umfangreiche Bauarbeiten in der Hauptbibliothek im Volkshaus statt. Auch die Stadtteilbibliothek in Lobeda wurde umfangreich saniert und umgestaltet.
Seit dem Jahr 2005 ist die Ernst-Abbe-Bücherei Teil des umgestalteten kulturellen Eigenbetriebs JenaKultur.
Im Rahmen notwendiger Sparmaßnahmen musste die Stadtteilbibliothek Nord im Juni 2005 geschlossen werden. In den darauffolgenden Jahren wurde die Entwicklung der Bibliothek zu einer modernen zukunftsfähigen Bildungs- und Kultureinrichtung vorangetrieben.
In den Jahren 2007 und 2008 wurde der Ausleihbetrieb in der Hauptbibliothek und der Stadtteilbibliothek Lobeda modernisiert und auf die Möglichkeit der Selbstverbuchung umgestellt.
Das thüringenweite Bibliotheksprojekt „thuebibnet“ ging 2008 an den Start und bietet seither ein virtuelles Bibliotheksangebot mit digitalen Medien.
Seit 2017 ist Katja Müller die neue Leiterin der Ernst-Abbe-Bücherei Jena.
Die EAB hat einen aktuellen und attraktiven Medienbestand. Dieser umfasst neben Büchern, Filmen, Musik und Hörbüchern auch Noten, Konsolenspiele, Zeitschriften, analoge Spiele und Lernmedien. Die digitalen Angebote wurden erweitert (digitale Rechercheangebote, E-Learning, Apps).
Die Benutzer- und Ausleihzahlen sind stabil und im bundesweiten Leistungsvergleich für Bibliotheken wird deutlich, dass die Ernst-Abbe-Bücherei Jena zu den besten Bibliotheken Deutschlands in vergleichbar großen Städten gehört.
Die Bibliothek hat die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten intensiviert, bietet für alle Altersgruppen verschiedene Veranstaltungsformate an und hat sich besonders für junge Familien zu einem interessanten Treffpunkt entwickelt.
Rekonstruktionsarbeiten am Volkshaus erfordern ein Neudenken über den Bibliotheksstandort. Die Stadt beschließt einen Neubau für die Bibliothek und den Bürgerservice am Engelplatz, die voraussichtliche Fertigstellung ist im Jahr 2023. Die Ausschreibungen und Planungen haben begonnen. Ein Zwischenquartier ab Sommer 2019 wird erforderlich.
Parallel dazu denkt die Bibliothek über zukünftige Konzepte nach, entwickelt neue Veranstaltungsformate und plant den Aufbau eines Lernzentrums am neuen Standort.
Im Juli 2019 zieht die Ernst-Abbe-Bücherei Jena in das Zwischenquartier "Ehemalige Universitätsaugenklinik" im Bachstraßenareal ein. Die neue Adresse ist Carl-Zeiß-Platz 10. An diesem Standort gibt es einen eigenen Jugendbereich. Neue Veranstaltungsformate mit Schwerpunkten wie MINT- oder Nachhaltigkeitsbildung werden ausprobiert.
Die Jahre 2020 und 2021 sind geprägt von den Einschränkungen der Corona-Pandemie und den Planung für den Neubau.
Carl-Zeiss-Stiftung (Hrsg.): Buch und Volk. 60 Jahre Ernst-Abbe-Bücherei, Jena 1956.
Ernst-Abbe-Bücherei (Hrsg.): Chronik der Ernst-Abbe-Bücherei und Lesehalle zu Jena 1896 – 1996, Jena 1996.
Franke-Polz, Maria: Bibliotheken in Jena. Ein Wegweiser, Jena 1980.
Kommunale Immobilien Jena (Hrsg.): Fünf Jahre Kommunale Immobilien Jena. 2003 – 2008, Jena 2008.
Liebold, Birgit: Die Ernst-Abbe-Bücherei, in: Volkshaus Jena. Versuch einer Chronik, hrsg. v. dies./Margret Franz, Jena/Quedlinburg 2003, S. 133 – 140.
Öffentliche Lesehalle zu Jena (Hrsg.): Bücher-Verzeichnis der Öffentlichen Lesehalle zu Jena, Jena 1908.
Ernst-Abbe-Bücherei
Eine Einrichtung von JenaKultur.
Engelplatz 2
07743 Jena
eab@jena.de
Postadresse:
Neugasse 32
07743 Jena
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Katja Müller
Werkleitung
Friedrun Vollmer
Carsten Müller
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Hauptbibliothek Stadtmitte
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Stadtteilbibliothek Lobeda
Dienstag:
10 bis 12 Uhr und
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Tel. +49 3641 49-8181