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#jenaschreibt: Die Gewinner:innen stehen fest!

Recherche und Lernen digital Ernst-Abbe-Bücherei Jena  ©pixabay
Schreibtisch mit Laptop, Smartphone und Notizbuch  ©Pixabay

Unter allen Einreichungen zum Schreibwettbewerb #jenaschreibt wurden die besten fünf Texte ausgewählt.

Die Gewinner:innen

Wir freuen uns sehr, die Gewinner:innen des Schreibwettbewerbs #jenaschreibt zu verkünden. Die Autor:innen werden ihre Texte im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten des Neubaus der EAB im 1. Quartal 2024 vorstellen.

Beeindruckt war die Jury von der Vielfältigkeit und Kreativität der eingereichten Geschichten, die die Entscheidung sehr schwer gemacht haben.

Am meisten überzeugt haben die Jury die Erzählungen von:

  • Vivien Schmidt
  • Lena Raupach
  • Ulrike Berlet
  • Kristin Unger
  • Andy Eckardt

Herzlichen Glückwunsch!

Alle Teilnehmer:innen erhalten jeweils zwei Freikarten für eine unserer Veranstaltungen.

Die Textauszüge

Vivien Schmidt: Traumreise

Ich lehne meinen Kopf an das Fenster. Obwohl die Temperatur fast 30 Grad beträgt, fühlt es sich erstaunlich kühl an. Laut Navi sind es noch 20 Minuten, dann müssten wir da sein…Dann müssten wir dort sein. Auf der Insel, wo unser neues Haus steht. Ich sollte mich wahrscheinlich freuen, so wie es Peet neben mir im Auto tut oder wie meine Mutter. Neue Landschaft, neues Zimmer, neue Schule und neue Freunde. Aber was bitte ist daran gut? Ich möchte meine alte Umgebung, mein altes Zimmer und auch die Schule mit meinen Freunden. Vor zwei Wochen kam die Nachricht von dem Tod meines Großvaters. Da Oma nicht alleine wohnen will und soll, kam die Idee auf, zu ihr zu ziehen. Sofort waren alle Feuer
und Flamme und es wurde alles geklärt. Einfach so, ohne zu fragen. Wer fragt mich, ob ich dahin will? Ich möchte Oma natürlich auch nicht unbedingt alleine lassen. Aber hätte sie nicht einfach zu uns ziehen können? Ich seufze und schaue nach draußen. Die Felder ziehen nur so an uns vorbei. Bald werden sie aufhören und das Meer wird zu sehen sein. 

Lena Raupach: In letzter Sekunde

20:40 Uhr. Wann kommt nur diese verflixte Bahn? Eiskalter Wind zieht durch seine durchnässte Kleidung. Die Ampel neben ihm springt zum 10. Mal von Rot auf Grün. Wenn
das überhaupt reicht. So genau hat er dann doch nicht mitgezählt. Dass er überhaupt mitzählt, wundert ihn selbst, denn eigentlich ist er mit seinen Gedanken ganz woanders.

Äpfel, Cornflakes, Brot, Hundefutter. Hundefutter? Ja richtig, er hat vorhin die letzte Dose aus dem Schrank genommen. Dabei hat er noch daran gedacht, dass er nach Schichtende
einkaufen sollte – aber natürlich nicht daran, eine Einkaufsliste zu schreiben. Also steht er wieder einmal an der vertrauten, heruntergekommenen Haltestelle, deren Überdachung schon vor Monaten irgendwelchen Randalierern zum Opfer gefallen ist, und versucht, im Kopf auszurechnen, was er einkaufen muss. Die Ampel springt zum zwölften Mal um.

Ulrike Berlet: Ein kühlerer Sommer

Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht. Ich merke die Wärme und sehe das Funkeln in der Luft. Ein kurzer Moment, so ruhig und friedlich. Ich höre dein Lachen und sehe dein blondes Haar sich bewegen, Strähnen fallen in dein Gesicht. Deine Augen verschwinden fast, wenn du lachst. Dann kneifst du deine Lippen zusammen und schaust mich einfach nur verschmitzt an. Ein Hitzestoß erfasst mich. Ein LKW rast mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbei und holt meine Gedanken zurück zur Schnellstraße, an der ich stehe und darauf warte, sie zu überqueren. Die Sonne trifft auf den heißen Asphalt und scheint alles auf die Erde niederdrücken zu wollen. Mir stockt der Atem, doch ich rieche die Trockenheit und Abgase. Es klickt, es piept, die Ampel schaltet auf Grün. Ich überquere die Straße, aber ich habe vergessen aus welchem Grund. Ich war lieber bei dir, als hier unter der Sonne.
Unsere Sommer waren kühler. Es regnete viel und du hattest immer deinen Pullover mit. Einmal hast du ihn bei mir liegen gelassen und ich habe ihn im Schlaf ganz fest an mich gedrückt, den Geruch von Zigaretten, Kaugummi, Eisbonbons und Weichspüler eingesogen, sommernächtelang, bis nichts mehr von dir übrig war.

Kristin Unger: Glasmomente

Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht. Ich merke die Wärme und sehe das Funkeln in der Luft. Ein kurzer Moment, so ruhig und friedlich. Ich lasse den Blick in die Ferne schweifen, genieße die herrliche Luft, die nach Spätsommer riecht, schwelge in meinen Gedanken. Der Sommer war vollgepackt mit wunderbaren Momenten. Die erfrischende Saale, mit ihrer Kraft und ihrem Tempo kaum zu bezwingen in diesem Jahr. Ein weißer Schwan im Abendlicht. Klangerfüllte Straßen im Kulturarena-Rausch. Pommes und Gewitter. Lieblingsmenschen. Kirschen am Ohr. Fröhlichkeit im Schrebergarten über den Dächern der Stadt. Lachende, matschende, tobende Kinder. Lange Abende. Das Zirpen der Grillen und das Summen der Mücken. Selbst angebautes Gemüse. Bunte und trubelige Märkte.
Yoga unter der großen Weide im Paradies. Zirkuskünste am Wasser. Leichtigkeit auf dem Rad.

Andy Eckardt: Der Gesang der Vögel

Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht. Ich merke die Wärme und sehe das Funkeln in der Luft. Ein kurzer Moment, so ruhig und friedlich, dass ich die Welt um mich herum für einen Augenblick vergesse. Es ist, als sei ich nicht mehr in ihr, dabei fühle ich mich so verbunden mit allem um mich herum. Die leichte Brise, die mich umweht und die den Gesang der Vögel mit sich trägt, die an ihrer Tränke im Garten spielen. Ich brauche sie nicht zu sehen, um zu wissen, wie viele es sind. Es sind zwölf kleine Vögel. Zwölf kleine Vögel, die schon immer hier gewesen waren, solange ich mich zurückerinnern kann. Und sie spielten schon immer an der Tränke, die meine Oma hier für sie aufgestellt hatte. Schon als Kind schaute ich ihnen zu, beobachtete ihr Spiel und hoffte innigst, sie auch am nächsten Tag wieder besuchen zu können. 

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